Ganz unerwartet mussten wir am 21.05.24 unser Sorgenkind Luna gehen lassen. Selbst heute noch können wir es kaum glauben, dass die elfjährige Huskyhündin nicht mehr da ist. Zu sehr hatten wir uns in den vergangenen fast zwei Jahren, die sie bei uns lebte, an sie gewöhnt. Kein Wunder – hatten wir doch so viel mit ihr erlebt und gemeinsam mit ihr durchgemacht.
Luna wurde im Juli 2022 vom Veterinäramt beschlagnahmt, weil sie in größter Sommerhitze ohne Schatten vor der Tür ihres Hauses angebunden war. Sie war zudem sehr dünn und schien halb verdurstet und ausgehungert zu sein.
Schnell stellte sich im Tierheim heraus, dass Luna an Diabetes litt und dadurch auch erblindet war. Zudem hatte sie Tumore in beiden Ohren, die nacheinander operiert werden mussten. Damit verlor die arme Hündin auch noch den größten Teil ihres Hörvermögens. Unzählige Tierarztbesuche, auch mehrere stationäre Aufenthalte, folgten, bis Lunas Zuckerwert wenigstens halbwegs gut eingestellt war. So richtig perfekt war es nie, es war immer ein Jonglieren mit Dosis und Futtersorte, -menge und Fütterungszeit, aber Luna kämpfte und wir kämpften mit ihr – auf finanzieller Ebene (Luna war sicher unser teuerster Hund aller Zeiten), auf medizinischer Ebene (das zweimal tägliche Insulin-Spritzen war uns anfangs verhasst, später ging es uns wie von selbst von der Hand) und auf emotionaler Ebene (es war manchmal nur schwer zu ertragen, sie leiden zu sehen).
Aber was sollten wir machen? Luna hatte jede Menge Lebenswillen, sie hat gekämpft und so wollten wir sie unterstützen, wo es nur ging. Und lang hat es ja auch geklappt – wenn auch etwas holperig manchmal, aber knapp zwei Jahre konnte sie recht gut bei uns leben.
Sie hatte ihre drei persönlichen Gassi-Geher, die sich abwechselten, so dass sie jeden Tag raus konnte und immer jemand da war zum spazierengehen und schmusen. Neben dieser Premium-Zeit waren natürlich die Fütterungszeiten die beiden Highlights des Tages, denn Futter übrigzulassen ging ganz entschieden gegen ihre Husky-Ehre .
Umso auffälliger war es, als Luna kurz vor Pfingsten anfing, nicht mehr so gut zu fressen. Mal fraß sie auf, dann wieder nur die Hälfte, ein anderes Mal rührte sie das Futter gar nicht an – wer Luna kannte, wusste genau, dass das für sie nicht normal war. Zudem schien sie irgendwie matter zu sein als sonst, aus ihren blinden Augen floss eitriger Ausfluss und ab und zu fanden wir Blut in ihrem Trinkwasser. Es war klar: Irgendwas passte nicht mit ihr und so standen wir gleich nach Pfingsten wieder einmal in der Tierklinik auf der Matte. Da dies schon so oft der Fall war, machten wir uns aber immer noch keine größeren Sorgen. Bis jetzt hatten die Ärzte sie immer wieder gut hingekriegt.
Doch diesmal war es anders. Es wurde festgestellt, dass der Augendruck in den blinden Augen viel zu hoch ist und Luna deshalb mörderische Kopfschmerzen haben musste. Offenbar zersetzt sich wohl die blinde Linse und der Körper versucht, das als Fremdkörper abzustoßen. Das einzige, was hier geholfen hätte, wäre eine komplette Herausnahme der Augen gewesen. Das wäre nun grundsätzlich möglich gewesen, da die Augen sind ja ohnehin blind und damit nutzlos waren, aber die Ärzte sagten, dass Lunas Allgemeinzustand so schlecht sei, dass sie die OP voraussichtlich nicht verkraften würde.
Der Zuckerwert konnte ja nie hundertprozentig eingestellt werden und zudem wurden nun auch noch Wucherungen in Lunas Hals festgestellt – wahrscheinlich derselbe Krebs, den sie auch in den Ohren schon hatte… Dies wäre auch eine Erklärung dafür, dass ihr Trinkwasser in der letzten Zeit immer mal wieder blutig war. Vermutlich brachen diese Geschwüre ab und zu auf und bluteten.
Nach reiflicher Beratung im Ärzteteam, dem Luna natürlich auch schon längst ans Herz gewachsen war, wurde uns schließlich sehr schweren Herzens zur Einschläferung geraten. Wir hatten damit überhaupt nicht gerechnet und waren total geschockt. Aber was hätten wir machen sollen? Es war vermutlich die beste Lösung… Uns kommt immer wieder das Sprichwort „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ in den Sinn…
Uns tut es so unendlich leid für Luna, weil sie so viel mitgemacht hat und so oft in der Klinik war und operiert wurde. Wir hatten gehofft, dass sie mit all diesem Aufwand ihr Leben schon noch ein bisschen länger würde genießen können. Aber es hat nicht sollen sein… Es gibt einfach Hunde (und auch Menschen natürlich), die einfach kein Glück haben! Das ganze Leben lang nicht…
Wir hoffen, dass sie nun im Hundehimmel glücklich ist, dass sie wieder sehen kann und fröhlich über eine Wiese rennt. Luna, auch wenn wir kein richtiges Zuhause für Dich finden konnten, so hoffe ich, dass Du weißt, dass wir Dich gern bei uns hatten und dass wir Dich sehr vermissen.
Im Anschluss sollen auch noch Lunas drei Gassigeher zu Wort kommen. Auch sie waren geschockt und haben unter ihrem Tod gelitten und auch sie haben das Bedürfnis, sich ihre Trauer von der Seele zu schreiben. Gemeinsam möchten wir noch einmal an unsere Pechvogel-Luna denken.
Anja:
Als ich das erste Mal ins Tierheim kam, um mit Hunden Gassi zu gehen, war Luna nur eine von vielen Hunden, die dort auf ein wenig Aufmerksamkeit und Zuneigung warteten – ein weiterer Hund, den ich hin und wieder ausführte. Doch mit der Zeit durfte ich Luna und ihre wunderschöne Seele näher kennenlernen und erkannte, welch unglaublich lieber und charakterstarker Hund sie war und wie viel Leben noch in ihr steckte. Sie war weit mehr als die kranke Hündin mit der schweren Vergangenheit.
Es kam der Punkt, an dem sie mir wirklich vertraute, und ich fühlte mich als Teil ihres Rudels. Luna erblühte förmlich vor meinen Augen. Plötzlich trabte sie wieder durch den Wald, mit einer Freude und Energie, die ansteckend war. Ihr Näschen oft weit oben in der Luft, um alles einzusaugen, was der Wald zu bieten hatte. Gemeinsam fanden Luna und ich eine „geheime“ Wiese im Wald. Das war unser Spielplatz, Ruheplatz und Kuschelplatz zugleich. Besonders eindrucksvoll war es, sie dort rennen zu sehen. Wiesen waren der einzige Ort, wo sie aufgrund ihrer Behinderungen von der kurzen Leine zur Schleppleine konnte. Es schien, als würde sie alle Lasten abwerfen und die Freiheit und den Moment in vollen Zügen genießen. Hin und wieder zeigte sie sogar ihre verspielte Seite und wollte raufen.
Luna wusste, was sie wollte. Sie hatte ihren eigenen Kopf und kommunizierte das auch. Ihre Entschlossenheit und ihr Charakter machten sie zu etwas ganz Besonderem. Nachdem wir uns näher gekommen waren, erklärte sie mir unmissverständlich, dass wir nun immer denselben Weg gehen werden. Ich liebte meinen kleinen Sturkopf.
Wenn ich die Worte von Lunas anderen „Bezugspersonen“ nun lese, erstaunt sie mich wieder aufs Neue. Sie ist so vielschichtig und einfühlsam, und sie verstand intuitiv, was der Mensch am anderen Ende der Leine „zu bieten“ hatte und was er sich wünschte. Und sie hat mich richtig eingeschätzt und mir ihre sportliche Seite gezeigt.
Luna gab viel zurück. Ihre Liebesbekundungen waren voller Überschwang, und ihre Küsschen liebevoll und feucht. Sie war der einzige Hund, der mich küssen durfte, denn sie war einfach besonders. Sie hatte sich in mein Herz geschlichen.
Luna, du wundervolle Seele, hast täglich gezeigt, welch großes Herz du hast. Du hast Freude und Liebe in mein Leben gebracht, und dafür bin ich unendlich dankbar. Dein Andenken wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ruhe in Frieden, liebe Luna.
Luca:
Luna war wohl in allerlei Hinsicht eine besondere Hündin. So faszinierte es einen beim Gassigehen immer wieder, wie gut sie sich eigentlich orientieren konnte und das rein auf Basis ihres Geruchssinns. So lief sie beispielsweise an Wegkreuzungen ohne Zutun den richtigen Weg oder es kam auch bei ihr ab und an die husky-typische Sturheit durch, wenn sie zum Beispiel ihre eigene Vorstellungen hatte, wohin es heute gehen sollte. Trotzdem vertraute sie dem Menschen, der sie ausführte voll und ganz dabei, sie tagtäglich wieder sicher zum Tierheim zurückzubringen. So konnte man sich am Ende auch als einer ihrer Ausführer glücklich schätzen, wenn sie einem als einer der wenigen dieses wichtige Vertrauen entgegengebrachte.
Alles in allem war sie einfach eine Hündin, die es – auch aus all diesen Gründen – zu lieben galt, nicht nur, weil sie einfach bildhübsch war, sondern ebenso eine Seele von Hund mit genauso “hübschem” und nettem Charakter. Wer ihr Liebe gab, dem brachte auch sie ebenso Liebe entgegen, sodass jede einzelne Minute, die man mit ihr verbringen durfte, zu einer Minute mit vollem Genuss für Hund und Mensch wurde.
So konnte man sich beim täglichen Ausführen auch gut und gerne mal eine halbe Stunde (oder gerne auch mehr) auf einen Weg setzen – sie vor einem sitzend oder liegend – um sie zu streicheln. Sie genoss die Streicheleinheiten mit “ihren” Menschen, die ihr gezeigt hatten und tagtäglich zeigten, was Liebe ist – so forderte sie diese auch jedes Mal ein und revanchierte sich auch gerne mal mit einem “Küsschen”, bei dem man immer merkte, wie zugeneigt sie einem immer war und auch einem zeigte, was Liebe von ihrer Seite aus bedeutete.
Man könnte noch deutlich mehr über sie schreiben, eine Hündin, die einem immer in Erinnerung bleibt. Und trotzdem könnte man – wenn man müsste – das Verhältnis zu ihr in einem Wort zusammenfassen, das wirklich mehrmals gefallen ist, nämlich Liebe – die Liebe zu ihr und die Liebe von ihr, die einen für immer an sie denken lässt.
Sonja:
Luna war ein Seelenhund für mich. Wenn ich zu ihr ins Tierheim ging und es mir nicht gut ging, erfüllte mich die Zeit mit ihr stets mit neuer Kraft und Freude. Sie hat mir viel gegeben, ohne je zu bellen oder zu jammern. Luna war unglaublich dankbar und demütig. Jede Kuscheleinheit bedeutete ihr die Welt, und ihre Dankbarkeit zeigte sich auf eine so herzerwärmende Weise.
Es gab Tage, an denen wir vor allem gemeinsam die Ruhe genossen. Wir verbrachten viel Zeit zusammen – ich sitzend, Luna liegend und eng an mich geschmiegt – unter einem Baum neben dem Hasenstall. Diese Momente waren voller Frieden und Geborgenheit, und Luna liebte es, liebkost zu werden. Jede Stunde, die wir dort verbrachten, war eine Kostbarkeit für uns beide.
Eine Anekdote, die Lunas Charakter besser beschreibt als tausend Worte, möchte ich besonders hervorheben: Einmal mussten wir durch eine Hecke gehen. Luna blieb stehen, warf sich auf den Rücken und verlangte nach einer Schmuseeinheit. Natürlich habe ich ihr diesen Wunsch erfüllt.
Luna bestimmte immer den Laufweg, und nur zweimal konnte ich mich durchsetzen und einen anderen Weg wählen. Aber egal, welche Strecke wir nahmen, ich habe jede Minute mit ihr genossen.
Luna, du wirst immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Deine Sanftmut und dein Vertrauen haben mein Leben bereichert und mich tief berührt. Schlafe wohl, meine liebe Luna.
Mach´s gut, Luna! Mögst Du nun im Land hinter dem Regenbogen wieder glücklich sein, laufen, rennen, hören und sehen können!
Liebes Tierheimteam,
ich danke euch für die berührenden Zeilen für Luna. Irgendwie kam ich über eure Seite oder die der Nothilfe Polarhunde zu ihr und dachte, sie wird hoffentlich ein gutes Zuhause finden. Ihr Schicksal ging mir sehr nahe, ich wohne zur Miete, darf keinen Hund halten…irgendwann, leider zu spät für Luna. Sie hatte es unendlich gut bei euch, das tröstet, obgleich ich ihr mehr Zeit mit euch in liebevoller Betreuung sehr gewünscht hätte. Ich denke, sie hat die Liebe gespürt, hat es ihren Gassigeherinnen immer wieder gezeigt, hat die Zeit im Tierheim genossen (gelebt), ihr habt ihr Leben(squalität)) gegeben, es war ihr Zuhause, das sie wohl erstmalig schön bei euch bekommen hat. Luna war und ist eine besondere Hündin, die in wenigen Monaten bei euch u auch bei mir mit ihrer Geschichte Spuren hinterlassen hat.