Schüchterner junger Hundemann sucht einfühlsame Menschen
Für Tico, den süßen mittelgroßen Hundemann mit dem Stummelschwanz und den wunderschönen, wie mit Kajal umrandeten Augen hatte das Leben bis jetzt wirklich noch kaum etwas Schönes parat. Wie so viele seiner Leidensgenossen wurde er bereits als junger Hund in Spanien ausgesetzt. Dass er vorher ein liebevolles Zuhause gehabt haben könnte, ist mehr als unwahrscheinlich. Er war sehr verschreckt, halb verhungert und zitterte vor Angst. Die ersten Tage, die er in unserem dortigen Partner-Tierheim Albolote/Granada verbrachte, wagte er sich nicht einmal aus seinem Häuschen.
Schnell war klar, dass Tico nichts kannte. Vielleicht war er ein von einem Wurf übrig gebliebener Welpe, der in einem Verschlag oder einem einsamen Gartengrundstück untergebracht war, der kaum Kontakt mit Menschen hatte und mit dem sich nie jemand beschäftigt hat. Irgendwann wurde seinen Besitzern die Versorgung dann wohl einfach zuviel und sie setzten ihn auf die Straße.
Leider hatte sich auch nach Monaten im Tierheim Albolote/Granada noch keine neue Familie für den armen Kerl aufgetan. In der Masse der anderen Hunde ging der schüchterne kleine Kerl einfach unter. So durfte Tico (was auf deutsch übrigens „Spatz“ bedeutet) im Dezember 2017 zu uns nach Kronach ausreisen. Das ist nun aber auch schon wieder über ein Jahr her und noch immer ist kein liebevolles richtiges Zuhause in Sicht! Dabei bräuchte der arme Tico so dringend eine Chance!
Dazu muss allerdings auch gesagt werden, dass Tico auf ganz bestimmte Menschen wartet, Menschen mit etwas Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, die ihn verstehen und anfangs nicht zuviel von ihm erwarten. Denn Tico ist ein Angsthund! Als Angsthunde werden Hunde bezeichnet, die ohne viel Kontakt zu Menschen aufgewachsen sind und noch überhaupt nichts von der Welt kennen. Sie müssen nicht nur alle Kommandos lernen, sondern auch das Grundsätzliche im Zusammenleben mit uns Menschen, also Dinge, die ein normal aufgewachsener Welpe von klein auf ganz automatisch lernt.
Tico war außer im Tierheim noch nie in einem Haus, er kennt keinen Straßenverkehr, keine Haushaltsgeräusche, nicht den täglichen Ablauf in einer Familie. Er weiß nicht, was von ihm erwartet wird und findet alles erst einmal super bedrohlich. Es ist auch keineswegs so, dass er von vornherein dankbar ist, weil man bereit ist, ihm ein Zuhause zu geben. Im Gegenteil wird ihm das Zusammenleben mit Menschen erst einmal unheimlich vorkommen und er wird anfangs versuchen, jede Möglichkeit zum Ausbüchsen zu nutzen.
Und dennoch: Es lohnt sich, Geduld zu haben! Wenn man Tico nicht bedrängt und ihn einfach beobachten lässt, ohne zu viel von ihm zu verlangen, wird er schnell merken, dass ihm nichts Böses droht und er wird Vertrauen fassen.
Bei seinen gewohnten Bezugspersonen im Tierheim zum Beispiel ist längst nichts mehr von Angst zu spüren. Tico kommt fröhlich wedelnd heran, leckt ihnen die Hände, schmiegt sich an und legt sich auf den Rücken, um sich am Bauch streicheln zu lassen.
Der süße Kerl ist übrigens auch absolut lieb und gutmütig! Selbst wenn er Angst hat, würde Tico niemals schnappen, sondern sich höchstens unterwürfig auf den Boden ducken. Er ist eine richtig gute Seele mit sanftem, anhänglichem und verschmustem Charakter. Auch mit anderen Hunden versteht er sich in der Regel ohne Probleme.
Auch das Spazierengehen kannte Tico überhaupt nicht. Es hat Wochen gedauert, bis er begriffen hat, dass er sich ohne Angst aus dem schützenden Tierheimgebäude herauswagen kann, ohne dass ihm etwas passiert, und Monate, bis er merkte, dass die Bewegung und die Schnüffeleien auch durchaus angenehm sein können. Bei seinen Bezugspersonen läuft er inzwischen sehr schön an der Leine, auch wenn es immer noch ab und zu vorkommt, dass er sich vor etwas erschrickt, wie zum Beispiel Passanten oder ein vorbeifahrendes Auto (aber auch nicht bei jedem).
Bei Fremden traut sich unser Angsthäschen aber keinen Meter mitzulaufen. Interessenten müssten daher mehrmals kommen und Ticos vertraute Bezugspersonen erst einmal nur begleiten, so dass er sich langsam an die neuen Gesichter gewöhnen kann.
Ticos neues Zuhause sollte ländlich gelegen sein. Für ihn ist ohnehin so vieles neu, dass er in einer Stadt einfach überfordert wäre. Eine souveräne Hündin, die ihn ein bisschen unter die Fittiche nimmt, ihm alles zeigt und an der er sich orientieren kann, wäre ebenfalls prima. Kinder sollten schon etwas älter und so verständnisvoll sein, den verschreckten Neuankömmling erst einmal nicht mit Streicheleinheiten zu überschütten, sondern langsam ankommen zu lassen.
Wir wissen, dass unser kleiner Angsthase kein Null-acht-fünfzehn-Hund für Otto Normalverbraucher ist. Er muss einfach noch so viel lernen, dass er besonders geduldige und verständnisvolle Menschen braucht, die sich in seine Lage hineinversetzen können. Doch wir geben die Hoffnung nicht auf. Irgendwo MUSS doch genau das richtige Herrchen oder Frauchen für unser Sorgenkind sein, mit dem Tico dann gemeinsam durch dick und dünn gehen darf. Sollten Sie sich angesprochen fühlen, würden wir uns freuen, Sie persönlich kennenzulernen und Tico vorzustellen.