Kleine Hundeseele sehnt sich nach liebevoller Führung!
Jolly ist einer von 36 Hunden, die auf einen Schlag im Tierheim Coburg aufgenommen werden mussten. Aus Platzgründen (nur zu verständlich bei solch einem großen Zuwachs) wurde sie zusammen mit ihrer Schwester zu uns nach Kronach weitergeleitet. Uns wurde berichtet, dass die Hunde alle zusammen in einer Halle gehalten wurden und noch nichts von der Außenwelt kennengelernt hätten.
Tatsächlich kannte Jolly weder Geschirr noch Leine und musste erst langsam ans Gassigehen gewöhnt werden. Anfangs war ihr das so unheimlich, dass sie sich nur auf den Boden legte und keinen Schritt mehr machen wollte. Mithilfe ihrer Schwester, die zwar genauso wenig an der Leine gehen konnte, aber wenigstens etwas mutiger war, konnte eine unserer geduldigen ehrenamtlichen Helferinnen die kleine Maus so nach und nach davon überzeugen, dass die Welt außerhalb der schützenden Tierheimzwinger gar nicht so bedrohlich, sondern sogar sehr interessant ist. Inzwischen findet Jolly Spazierengehen absolut klasse und kann es gar nicht erwarten, bis sie zusammen mit ihrem Ausführ-Frauchen raus darf. Sie schafft es sogar schon, sich ohne die geliebte Schwester an der Seite ins Freie zu wagen.
Natürlich muss die kleine Maus noch sehr viel lernen. Sie hat in ihrem kurzen Leben noch nicht viele Erfahrungen gemacht und ist nun gerade dabei, die Welt zu entdecken. Jolly ist ein Fast-Noch-Welpe, an der Schwelle zu einem aufregenden neuen Leben, und weiß noch nicht genau, wie sie mit all den neuen Eindrücken klarkommen soll, die auf sie einprasseln.
Für die nächsten Schritte in ihrem jungen Hundeleben bräuchte sie nun ganz dringend erfahrene und verständnisvolle Menschen an der Seite, die sie an der „Pfote nehmen“ und ihr die Welt wie auch das Kleine Hundeeinmaleins erklären.
Jolly ist Menschen gegenüber absolut lieb und gutmütig – offenbar hat sie in ihrem früheren Zuhause keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht. Sie ist auch nicht ängstlich, sondern geht auf jedermann begeistert zu, springt ihn an und bettelt um Streicheleinheiten. Sie klammert sich richtig an die Beine ihrer Bezugspersonen, so als ob sie sichergehen möchte, dass man sie nicht übersieht. Wer weiß, vielleicht hat sie auf diese Weise versucht, sich inmitten ihrer vielen Hundekollegen zu behaupten und ihr Herrchen auf sie aufmerksam zu machen. Schmusen liebt Jolly über alles und es gibt für sie nichts Schöneres, als Zeit mit ihrem Gassi-Frauchen zu verbringen und mit ihr zu kuscheln. Wir denken, dass sie auch in eine Familie mit netten, vernünftigen Kindern einziehen könnte.
Doch auch wenn Jolly ein kleines Herz auf vier Pfoten ist, ist sie nicht für Hundeanfänger geeignet. Denn leider hat ihre Vergangenheit dennoch Spuren hinterlassen, Spuren, die sich nicht so schnell ausbügeln lassen wie das anfängliche Unvermögen, an der Leine zu gehen. Leider reagiert Jolly auf andere Hunde sehr aggressiv. Lediglich ihre Schwester und einen großen Rüden aus unserem Tierheim hat sie voll und ganz ins Herz geschlossen. Beim Spazierengehen flippt sie regelrecht aus, wenn sie andere Hunde trifft, sie bauscht sich auf, knurrt, bellt und möchte nach vorne stürmen. Bei einem jungen Hund ist eine derart heftige Reaktion sehr ungewöhnlich und wir können es uns nur so erklären, dass sie vielleicht in der Masse ihrer Leidensgenossen in ihrem früheren Zuhause schlimm gemobbt wurde. Klar, bei so vielen Hunden beiderlei Geschlechts, von denen keiner kastriert war und die vermutlich mehr oder weniger sich selbst überlassen waren, bildet sich eine Rangordnung der Stärkeren heraus, unter der so manch schwächeres Mitglied der Gemeinschaft zu leiden hat. Nun, von ihren ganzen Rivalen befreit, fühlt sich Jolly endlich auch einmal stark und möchte diese neue Position behaupten. Zudem ist sie natürlich auch sehr unsicher und möchte sich durch Abschreckung mögliche vierbeinigen Feinde vom Leib halten.
Ganz dringend bräuchte diese verletzte kleine Seele nun Führung durch erfahrene und liebevolle Menschen. Sie muss spüren, dass sie nicht auf sich allein gestellt ist und dass nicht sie es ist, die potentiell bedrohliche Situationen regeln muss. Jolly braucht Menschen an der Seite, die genau kommunizieren, was sie tun darf und was nicht, Menschen, die dem eigentlich unsicheren Krawallschächtelchen Sicherheit vermitteln. Ihre neuen Besitzer müssen konsequent, aber natürlich sehr liebevoll mit ihr umgehen, sie müssen für den Fast-Noch-Welpen wie ein Fels in der Brandung sein, auf den sich Jolly stets verlassen kann.
Abgesehen vom Umgang mit anderen Hunden muss Jolly natürlich noch viele andere Dinge lernen: angefangen von den verschiedenen Kommandos bis hin zum Benimm in einer Menschenwohnung inklusive Alleinbleiben ist Jolly noch wie ein Welpe, ein Schwamm, der alles aufsaugt. Ihre neuen zweibeinigen Familienmitglieder sollten also Spaß daran haben, einen Hund zu erziehen, mit ihm zu trainieren und zu üben. Auch Spiele mit Bällen etc., Agility, Futtersuchspiele und vieles mehr würde Jolly sicher gefallen und sie körperlich, aber auch geistig auslasten. Und last, but not least dürfen auch lange Spaziergänge nicht fehlen.
Gott sei Dank ist Jolly noch sehr jung, sie ist lernfähig und neugierig. Mit etwas Hilfestellung von erfahrenen Menschen hat sie auf jeden Fall das Potential, sich zu einem anhänglichen Kumpel zu entwickeln, zu einem liebenswerten Familienbegleiter und Freund, mit dem man durch dick und dünn gehen kann. Wo sind diese Menschen, mit denen Jolly in ein neues und hoffentlich langes und glückliches Leben starten darf?
Kontakt:
Tierschutzverein Kronach
Ottenhof 2
96317 Kronach
09261 / 20111
tsvkc@gmx.de
www.tierheim-kronach.de